Ich habe gewählt.

Irgendwann muss ich mich entscheiden. Ich habe lange gewartet, in der Hoffnung noch mehr Rückmeldungen zu meinen Fragen zum Volksentscheid zu bekommen.

Alle 6 Teams sind toll.
Von allen erwarte ich auch weiterhin wichtige Impulse und eine wichtige Rolle in der Sozialdemokratie.
Einige kenne ich persönlich schon lange, zu anderen habe ich durch ihre Antworten auf meine Fragen ersten persönlichen Kontakt bekommen.
Herzlichen Dank dafür.
Besonders an Petra und Boris für die ausführlichste Beantwortung. Aus der Kommunalpolitik haben sie auch eine reiche Erfahrung mit Volksentscheiden auf kommunaler Ebene.
Danke auch an Michael und Saskia für ihr klares Bekenntnis zum Volksentscheid auf Bundesebene.
Am längsten kenne ich Ralf, noch aus meiner Zeit als Juso-Kreisvorsitzender in Pinneberg, als er frisch aus den USA vom Studium kam und bei uns in den Juso-Kreisvorstand kooptiert wurde, bevor er als Pressesprecher für das Sozialministerium nach Kiel ging. Von seiner Antwort bin ich ein wenig enttäuscht, denn eigentlich hat der Landesverband Schleswig-Holstein immer den Volksentscheid auf Bundesebene sehr unterstützt. Auch Olaf kenne ich aus meiner Zeit im Ortsverein Altona-Nord. Er hat leider gar nicht geantwortet.
Letztlich habe ich mich dann doch aufgrund eines anderen Kriteriums entschieden:
Den klaren Positionen zum Klimaschutz, wie sie die Übersicht des BUND hergibt.

Es ist für mich einfach das wichtigste Thema überhaupt. Ich höre gerade das Hörbuch zu „Die unbewohnbare Erde: Leben nach der Erderwärmung.“ Das Thema finde ich so drastisch und wichtig, dass es für mich momentan alles andere dominiert.
Allerdings denke ich, wir brauchen den Volksentscheid, um die Klimapolitik voranbringen zu können und gemeinsam als Bevölkerung einen Klima schützenden Weg in die Zukunft zu verabreden.

Daher geht im 1. Wahlgang meine Stimme an Nina und Karl.
Und ich bin gespannt, wie morgen die Auszählung ausgeht.

Die umweltpolitischen Positionen der Kandidat*innen

Die umweltpolitischen Positionen unserer Bewerberinnen und Bewerber für den Parteivorsitz hat der BUND abgefragt.

Leider haben nicht alle geantwortet und vielleicht übersehen, dass auch im BUND viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten engagiert mitmachen und eine solche Anfrage nicht von außen kommt, sondern auch von innen und für einige sicher entscheidend ist für ihre Abstimmung.

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/klimawandel/klimawandel_spd-check.pdf

Die Antwort von Saskia Esken

Als Mitglied einer Partei, die schon vor 50 Jahren „Mehr Demokratie wagen“ wollte, kann man Elemente der direkten Demokratie nur befürworten.
Dass Politik und BürgerInnen damit verantwortungsvoll umgehen können, zeigt die Schweiz, sie hat damit aber auch eine lange Tradition.

Die Antwort von Ralf Stegner

Lieber Achim, vielen Dank für Deine Anfrage.

Gesine und ich sind sehr dafür, mehr Bürgerbeteiligung zu ermöglichen.

Volksentscheide auf nationaler Ebene sehe ich aktuell eher zurückhaltend, gerade in Zeiten zunehmender unlauterer digitaler Manipulation, deren Ursachen und Spielarten wir erst mal halbwegs in den Griff bekommen sollten.

Auf Gemeinde- und Landesebene können wir gern noch offener werden und auch über Hürden diskutieren.
Ganz wichtig ist uns beiden, dass das Thema Politik und Demokratie viel mehr den Schulunterricht bestimmt, als derzeit.

Viele Grüße ins schöne Plön, Ralf Stegner

Die Antwort von Michael Roth

Lieber Achim,

eine stärkere Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger ist der SPD und mir persönlich seit langer Zeit ein wichtiges Anliegen. Allerdings führt der Weg zu Volksentscheiden auf Bundesebene nur über eine Änderung des Grundgesetzes. Das ist keine einfache Gesetzesänderung.
Zum einen ist wegen der Tragweite einer solchen Entscheidung und Änderung ein Prüfauftrag im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Dieser muss erst durchgeführt werden, bevor weitere Schritte beschlossen werden. Zum anderen sollte die Thematik auch deshalb nicht zur entscheidenden Frage für die Fortführung der Großen Koalition gemacht werden, da die Stimmen der Fraktionen von SPD und CDU/CSU gar nicht für die zur Änderung des Grundgesetzes erforderliche Zweidrittelmehrheit ausreichen.
Für die Fortführung der Großen Koalition sind deshalb zunächst andere Punkte maßgeblich. Die Frage von Volksentscheiden auf Bundesebene muss fraktionsübergreifend diskutiert und verhandelt werden.

Solidarische Grüße,
Michael

Die Antwort von Petra Köpping und Boris Pistorius

Wie stehst du zu Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene?

Wir haben mit direkter Demokratie in Gemeinden und Ländern gute Erfahrung gemacht. Deshalb sind wir dafür, die parlamentarische Demokratie in gesetzlich festzulegenden Grenzen durch die Möglichkeit von Volksbegehren und Volksentscheiden zu ergänzen. Diese Forderung ist auch Teil des SPD-Grundsatzprogramms.

Wie wichtig ist dir das Thema?

Direkte Demokratie ist wichtig, wir sollten das Potential von Volksentscheiden auf Bundesebene aber auch nicht überschätzen. Grundsatzentscheidungen auf diesem Wege zu treffen, kann zu einer höheren Akzeptanz führen. In vielen Themenbereichen ist ein Entscheid in einer ja/nein-Frage aber nicht sinnvoll.

Würdest Du darauf drängen, dass der Prüfauftrag im Koalitionsvertrag spätestens 2020 in einer Grundgesetzänderung mündet?

Im Koalitionsvertrag wurde die Einsetzung einer Expertenkommission zum Thema vereinbart. Das sollte zügig geschehen. Dass wir über eine Grundgesetzänderung kurzfristig Einigkeit erzielen, halten wir jedoch nicht für realistisch.

Wärest Du bereit an diesem Punkt die Große Koalition scheitern zu lassen, wenn die CDU sich verweigert?

Nein.

Beschlusslage der SPD zu Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene

Grundsatzprogramm der SPD von 1989, Berliner Programm:

Parlamentarische Demokratie und Mehrheitsprinzip

Wir bekennen uns zur parlamentarischen Demokratie.

Parlamentarische Demokratie vermindert und ersetzt nicht die Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Daher wollen wir die Bürgerbeteiligung ausweiten und das Petitionsrecht effektiver gestalten. In gesetzlich festzulegenden Grenzen sollen Volksbegehren und Volksentscheid in Gemeinden, Ländern und Bund parlamentarische Entscheidung ergänzen. Die verfassungsrechtlichen Beschränkungen der Mehrheitsmacht gelten auch für die direkte Bürgerbeteiligung.

Grundsatzprogramm der SPD von 2007, Hamburger Programm:

3.3 Solidarische Bürgergesellschaft und demokratischer Staat

Die Demokratie lebt durch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Darum wollen wir eine starke, lebendige Bürgergesellschaft, in der die Menschen die Freiheiten der Meinung, der Vereinigung und Versammlung nutzen. Der demokratische Staat ist die politische Selbstorganisation der Bürgerinnen und Bürger.

Der Verbindung von aktivierendem Staat und aktiver Zivilgesellschaft dient auch die direkte Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger durch Volksbegehren und Volksentscheide. In gesetzlich festzulegenden Grenzen sollen sie die parlamentarische Demokratie ergänzen, und zwar nicht nur in Gemeinden und Ländern, sondern auch im Bund. Wo die Verfassung der parlamentarischen Mehrheit Grenzen setzt, gelten diese auch für Bürgerentscheide.

Regierungsprogramm der SPD 2009

S. 80:

Was wir wollen:

Direkte Demokratie. Wir wollen Volksbegehren und Volksentscheide auch auf Bundesebene ermöglichen und dabei die Erfahrungen in den Ländern berücksichtigen.

Das SPD Regierungsprogramm 2013 – 2017

S. 97:

Wir wollen mehr Mitwirkungsrechte der Menschen bei der politischen Willensbildung.

Dazu werden wir auch auf Bundesebene Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide einführen. Für die notwendige Mehrheit einer Grundgesetzänderung werden wir bei den anderen Fraktionen werben.

Beschluss des ordentlichen Bundesparteitags der SPD vom 10. bis 12. Dezember 2015 in Berlin (auf Antrag des Parteivorstandes):

Unsere Demokratie stärken – mehr Transparenz, mehr Profil, mehr

Mitentscheidung, mehr Wahlbeteiligung!

Seit 1989 fordert die SPD, das Recht auf Volksabstimmungen ins Grundgesetz aufzunehmen.

Das würde den Bürgerinnen und Bürgern mehr Rechte zur Mitgestaltung einräumen und die Politik zwingen, ihre Gesetzgebung sorgfältiger zu begründen, wenn sie nicht Gefahr laufen will, in einer Volksabstimmung korrigiert zu werden.

Leider blockiert die CDU unter Angela Merkel bis heute beharrlich alle Vorschläge hierzu.

Regelung von Volksabstimmungen im Grundgesetz

Die SPD streitet aktiv für eine Grundgesetzergänzung, die das künftige Verfahren von Volksbegehren und Volksabstimmungen auf Bundesebene regelt.

Koalitionsvertrag von SPD, CDU und CSU von 2018 :

XIII. Zusammenhalt und Erneuerung – Demokratie beleben

1. Bürgerbeteiligung

Wir werden eine Expertenkommission einsetzen, die Vorschläge erarbeiten soll, ob und in welcher Form unsere bewährte parlamentarisch-repräsentative Demokratie durch weitere Elemente der Bürgerbeteiligung und direkter Demokratie ergänzt werden kann. Zudem sollen Vorschläge zur Stärkung demokratischer Prozesse erarbeitet werden.

Fragen an die Kandidat*innen zum SPD-Parteivorsitz

Liebe*r …

zur Wahl für den SPD-Parteivorsitz habe ich eine für mich zentrale Frage an Dich:

Was willst du dafür tun, dass den Wählerinnen und Wählern mehr direkte Mitentscheidung möglich wird, indem die SPD die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene initiiert?

  1. Wie stehst du zu Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene?
  2. Wie wichtig ist dir das Thema?
  3. Würdest Du darauf drängen, dass der Prüfauftrag im Koalitionsvertrag spätestens 2020 in einer Grundgesetzänderung mündet?
  4. Wärst Du bereit an diesem Punkt die Große Koalition scheitern zu lassen, wenn die CDU sich verweigert?

Deine Antwort würde ich gerne in meinem Blog „Sozialdemokratie für alle“ auf www.sozialdemokratie.de veröffentlichen.

Was ich zum Thema Volksentscheid denke, kannst du auf http://sozialdemokratie.de/?p=57 lesen.

Herzliche Grüße,
Achim

Volksentscheid auf Bundesebene jetzt!

Meine wichtigste Frage an alle Kandidatinnen und Kandidaten zum Parteivorsitz ist:

Was wollt Ihr dafür tun, dass den Wählerinnen und Wählern mehr direkte Mitentscheidung möglich wird, indem die SPD die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene initiiert?

Unsere repräsentative Demokratie lechzt seit Mitte der 80er Jahre danach, durch einige direktdemokratische Elemente ergänzt zu werden.
Dass das nie passiert ist, hat die Frustration bei Wählerinnen und Wählern in den vergangenen 40 Jahren mehr und mehr steigen lassen bis zur jetzigen Situation.

Die SPD hat die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheid seit ihrer Gründung verfochten und auch in den vergangenen 30 Jahren viele positive Beschlüsse dazu gefasst auf Bundesparteitagen und auch Anträge in den Bundestag gebracht.

Aber wir haben es nie zur Voraussetzung für eine Große Koalition gemacht, dabei wäre die für eine Grundgesetzänderung mit 2/3 Mehrheit gebraucht worden.

Das hatte ich immer erhofft und erwartet.

Diesmal steht im Koalitionsvertrag:
Die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheid soll geprüft werden.
Immerhin ein Fortschritt.
Wie weit ist denn die Prüfung bisher?
Ich habe noch nichts gehört.

Volksbegehren und Volksentscheid wäre für mich der Dreh- und Angelpunkt, an dem ich entscheiden würde, ob wir in einer großen Koalition noch 2 Jahre bleiben.

Haben wir erstmal Volksbegehren und Volksentscheid im Grundgesetz, dann können wir ganz anders Politik in Sachthemen machen, indem wir für Bürgerversicherung, Steuergerechtigkeit, Klimapolitik auch zusammen mit Bündnispartnerinnen aus der Gesellschaft (Umweltverbände, Sozialverbände, Gewerkschaften, Kirchen) für Volksbegehren streiten.

Und bitte:
Habt jetzt keine Angst vor der Auflösung der repräsentativen Demokratie!
Das ist eine Ergänzung und funktioniert in den Ländern und Kommunen meist ganz gut.
Nur die Bundes- und Europaebene fehlen.

Der Brexit ist kein Gegenargument: Das war ein von der Regierung verordnetes Referendum. Wenn es Volksbegehren in Großbritannien gäbe, dann hätte es längst eine 2. Abstimmung gegeben.

Ein Volksentscheid ersetzt einen Beschluss von Bundestag und Bundesrat. Und kann wie jedes Gesetz und jeder Beschluss des Bundestages auch wieder geändert werden, sei es durch einen Beschluss von Bundestag (und Bundesrat) oder einen neuen Volksentscheid.

Und natürlich kann ein Volksentscheid nie den Grundrechtsteil des Grundgesetzes aushebeln. Also die Einführung der Todesstrafe oder die Abschaffung von Grundrechten geht über einen Volksentscheid genauso wenig wie über einen Beschluss des Bundestages.

Natürlich machen Wählerinnen und Wähler genauso Fehler wie Politikerinnen und Politiker auch. Das geschieht bei Wahlentscheidungen, bei Volksentscheiden und bei Abstimmungen im Bundestag.
Daraus kann man lernen und es dann wieder korrigieren.
Aber gerade der Lernprozess ist ein wichtiger Bestandteil des Prozesses, um die Bevölkerung insgesamt politisch mündiger zu machen.

Ist das für die Menschen zu kompliziert?
Nein. Sie können immer noch ihre Entscheidung bei einem Volksentscheid nach einer Empfehlung einer Person ihres Vertrauens (der Bundeskanzlerin, des lokalen MdBs) oder einer Organisation ihres Vertrauens (Greenpeace, AWO, DGB, etc.) oder dem Leitmedium ihrer Wahl (Spiegel, Bild, RTL, …) fällen, ohne sich in die komplizierten Einzelheiten einer Materie einzuarbeiten.
Das dürfen sie bei Bundestagswahlen ja auch.
Natürlich besteht da ein Raum für Manipulation.
Aber nicht mehr als bei Wahlen, eher weniger.

Bestimmte Fragen trauen sich Politiker auch nicht anzugehen aus Angst vor den Wählerinnen und Wählern.

Und um alle mitzunehmen wäre es auch wichtig, bestimmte Themen in der Bevölkerung breit zu diskutieren und dann auch gemeinsam zu beschließen,
z.B. zur Frage:
Wie wollen wir unser Leben umsteuern, um den Klimawandel zu stoppen?
Da hilft keine Anordnung von oben, gegen die dann die „Kleinen“ protestieren, die die Mehrheit für sich beanspruchen.
So etwas Großes wie das Umsteuern Deutschlands und Europas angesichts der Klimakrise muss gemeinsam diskutiert und dann mehrheitlich in einem Volksentscheid beschlossen werden.

Die Frage ist: Vertrauen wir den Wählerinnen und Wählern?
Trauen wir ihnen zu, sich auch in einzelnen Sachfragen entscheiden zu können?
Oder trauen wir ihn nur zu, wie bei Wahlen zu Personen und ganzen Wahlprogrammen Stellung nehmen zu können?

Trauen wir den Wählerinnen und Wählern etwas zu?
Oder halten wir sie für dumm?

Demokratie lebt davon, wenn Politikerinnen und Politiker den Wählerinnen und Wählern vertrauen.
Und wenn diese den Politikerinnen und Politikern vertrauen.
Wenn wir den Menschen nicht vertrauen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie uns auch ihr Vertrauen entziehen.
Und genau das tun sie leider gerade.

Durch unser konsequentes Eintreten für die Einführung von Volksbegehren und Volksentscheid könnte das anders werden.

Wir würden deutlich machen, wofür die SPD seit der Regierungserklärung Willy Brandts vor 50 Jahren steht: „Mehr Demokratie wagen!“

Wir würden die Wählerinnen und Wähler als Souverän ernstnehmen und ihnen etwas zutrauen.

Wir würden den Graben zwischen „den Politikern“ und den „den Wählern“ verkleinern.

Wir würden Ohnmachtsgefühle durch Ermutigung und Empowerment ersetzen.

Und wir würden uns auf einen gemeinsamen Weg politischer Lernprozesse machen, auf dem wir uns den Sachthemen zuwenden, die für die Zukunft unserer Gesellschaft wichtig sind.

Mein Weg in der Sozialdemokratie

Angefangen habe ich bei den Jusos Ende der 70er Jahre und Anfang der 80er.
Damals haben wir die Juso-Schülerzeitung „Rotstift“ für Uetersen, Moorrege und Tornesch gemacht und verteilt.


Seit 1980 bin ich Mitglied der SPD.
Damals war Willy Brandt SPD-Vorsitzender, Helmut Schmidt Bundeskanzler, und in Schleswig-Holstein war Günther Jansen SPD-Landesvorsitzender.
Juso-Bundesvorsitzender war damals erst Gerhard Schröder und dann Willi Piecyk.
Und es war die Zeit der Friedensbewegung.

Nach meinem freiwilligen sozialen Friedensdienst mit EIRENE beim Fellowship of Reconciliation in den USA 1984/85, begann ich mein Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Hamburg .
Zugleich nahm ich mir Zeit, mich politisch zu engagieren:
Als Juso-Ortsvorsitzender in Uetersen, als Juso-Kreisvorsitzender im Kreis Pinneberg, auf Juso-Landeskonferenzen und Juso-Bundeskongressen, den Juso-Bundeskommissionen zur Europa- und Friedenspolitik,
auf SPD-Kreisparteitagen, auf Landesparteitagen in Schleswig-Holstein, im Landesparteiausschuss, in der Juso-Hochschulgruppe, dem Studierendenparlament und dem AStA der Universität Hamburg, im Fachbereichsrat Theologie, im Konzil und im Akademischen Senat der Universität Hamburg,
als Ratsherr in der Ratsversammlung der Stadt Uetersen und als bürgerschaftliches Mitglied im Schul- und im Umweltausschuss des Pinneberger Kreistages und der SPD-Kreistagsfraktion, im Landesvorstand der SGK Schleswig-Holstein und als Jusovertreter in der Arbeitsgruppe Kommunalverfassungsreform der SPD-Landtagsfraktion.
Auf dem Bundesparteitag der SPD im November 1992 habe ich mit vielen Anderen für den Erhalt des Asylrechtes, für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung, für radikale Abrüstung und ein direktdemokratisches Europa geworben. Mehrfach stand ich auf dem Rednerpodest und einige der von mir gestellten Änderungsanträge wurden sogar angenommen, leider bei weitem nicht alle.

Zugleich war ich aktiv im Stadtjugendring Uetersen, im deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes und beim Aufbau des Projektes Alternativen zur Gewalt (PAG).
Ich war 1991 in Rostock Mitgründer und mit Andi Gross, Bruno Kaufmann und Jürgen Schulz einer der Sprecher von eurotopia, der Bügerinitiative für ein direktdemokratisches Europa.

Als ich 1993 mit der Vorbereitung auf das 1. Theologische Examen begann, gab ich Ämter, Mandate und mein parteipolitisches Engagement weitgehend auf.
Nach dem Examen 1995 ging ich 1996 für einige Monate nach Brasilien, um dort in den Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Tocantins die Basisgemeinden und die befreiungstheologische Bibelarbeit von CEBI kennen zu lernen.

1997 begab ich mich in den praktischen Teil meiner Ausbildung zum Pfarrer/Pastor, mit dem Vikariat in der Evangelischen Kirchengemeinde in Montabaur und dem Theologischen Seminar in Herborn.
1998/99 schloss sich ein Spezialvikariat im AfÖ, dem Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordelbischen Kirche an.
Im Mai 1999 wurde ich von Bischöfin Maria Jepsen im Hamburger Michel zum Pastor ordiniert und war von 1999 bis 2001 Gefängnisseelsorger in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis (zwischen Messegelände und Planten un Blomen).
2001 wechselte ich für 5 Jahre in die „Arbeitsstelle Gewalt überwinden “ der Nordelbischen Kirche, um von Ammersbek-Hoisbüttel aus in der Nordelbischen Kirche Menschen, Gemeinden und Institutionen zum Engagement für die „Dekade zur Überwindung der Gewalt – Kirchen für Frieden und Versöhnung“ zu ermutigen und zu begeistern. Diese Arbeit habe ich bei der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2006 in Porto Alegre vorgestellt.


Von 2007 bis 2018 war ich Sognepræst der dänischen Folkekirke als Pastor für den deutschen Teil der Gemeinden in Tondern/Tønder und Uberg/Ubjerg/Udbjerg.
Zugleich war ich 8 Jahre lang Vertreter Nordschleswigs im Vorstand des Zentrums Mission und Ökumene – nordkirche weltweit.
Seit meiner Zeit in Tondern bin ich auch Mitglied der dänischen Sozialdemokratie und habe neben der deutschen auch die dänische Staatsbürgerschaft.

Seit November 2019 bin ich Pastor am Koppelsberg im Landesjugendpfarramt der Nordkirche in Plön.

In all diesen Jahren war und ist mein parteipolitisches Engagement eher zurückhaltend. Wo immer möglich, habe ich gerne an Ortsvereinsversammlungen teilgenommen, ab und zu auch mal als Gast an einem Kreis- oder Landesparteitag.

Die zentralen Themen für mein politisches Engagement sind:
– weltweite Gerechtigkeit und gerechter Welthandel,
– Stopp der Klimakatastrophe und Umwelt- und Naturschutz,
– Gewaltfreie Konfliktlösung, Versöhnung, Frieden und Abrüstung,
– die Einführung direktdemokratischer Elemente (Volksbegehren, Volksentscheid) auf Bundes- und Europaebene,
– Empowerment / Ermutigung von jungen Menschen, sich für ihre Anliegen und ihre Zukunft gesellschaftlich und politisch zu engagieren,
– eine nachhaltige Entwicklung mit Wirtschaftsinstitutionen, die den Menschen und dem Leben dienen und von staatlichen und überstaatlichen demokratischen Institutionen so reguliert werden, dass sie dieser ihrer Aufgabe auch gerecht werden,
– dazu die Bildung einer demokratischen Europäischen Föderation (den Vereinigten Staaten von Europa) und einer demokratischen Weltförderation, an deren Willensbildung alle Menschen unseres Planeten gleichberechtigt und demokratisch mitwirken.

So weit in sehr groben Zügen mein Weg und meine Erfahrungen bis hier und heute und meine sich daraus ergebenden grundlegenden politischen Einstellungen und Überzeugungen.

Achim Strehlke, Plön den 15.10.2019